Klimaschutz aus der Praxis: Klimaführerschein für Achimer 5.Klässler*innen

Erst die Tür vom Kühlschrank aufreißen, um dann lange zu überlegen, worauf man Appetit hat, ist nicht gut. Denn unnötig viel kalte Luft entweicht und der Kühlschrank benötigt eine Menge Energie, um seinen Innenraum danach wieder zu kühlen. Also lieber vorher grübeln. Diese und andere kleine und doch so wichtige Dinge des täglichen Lebens, die das Klima schützen, lernen Achimer Fünftklässler fortan mit den tierischen Gefährten Bonni & Bo. So heißen die beiden Protagonisten, ein Löwe und ein Eisbär, eines Arbeits- und Aufgabenheftes, das die Achimer Bürgerstiftung nun aufgelegt hat und worüber sie jetzt im Rathaus informiert hat.
Das Arbeitsheft beinhaltet knapp 40 Aufgaben zu den Themenbereichen Klima, Strom, Recycling, Transport, Ernährung, Heizen sowie Wasser und es ist völlig egal, in welcher Reihenfolge Achims Fünftklässler die Aufgaben erledigen. Für jeden erledigten Punkt bekommen sie in der Schule einen Bonni-und-Bo-Stempel auf ihre Karte gedrückt und ganz am Ende erhalten sie dann den Achimer Klimaführerschein. „Der befindet sich gerade in der Herstellung, er wird groß wie eine Scheckkarte sein und wird nachhaltig produziert – aus Maisfasern“, sagte Liane Wiesner, die Vorsitzende der Achimer Bürgerstiftung.
Sie erzählte Bürgermeister Rainer Ditzfeld, den Vertretern des Cato, des GamMa, der IGS Achim und der Erich-Kästner-Schule sowie Beate Patolla von der Kreissparkassen-Stiftung und den Pressevertretern nun im Ratssaal, welche Anstrengungen es gebraucht hat, um das Projekt umzusetzen, personell wie finanziell. „Eigentlich sollte es im Herbst vergangenen Jahres fertig sein, dann wurde es mehr und mehr“, blickte die Vorsitzende zurück. Denn zwar besteht das Bonni-und-Bo-Projekt samt Arbeitsheft, eigenem Lied, einer Webseite, eigenem Kalender und eigener Jutetasche, in Bonn bereits seit zehn Jahren, aber es wurde umgearbeitet, damit es einen Bezug zu Achim hat.
Windräder statt Wasserfälle
Urheber und Rechteinhaber ist „Özi's Comic Studio“ und mit Özi hatte Liane Wiesner diverse Male zu tun, um all die Änderungen zu veranlassen. „Auf dem Spielfeld in der Heftmitte sind dort Burgen und Wasserfälle, beides aber haben wir in Achim nicht“, sagte sie. Also musste etwas mit lokalem Bezug her: Nun befinden sich Boote und Windräder auf dem Spielplan und auch die Achimer Windmühle taucht in dem Arbeitsheft auf. Kurz vor Toreschluss fiel Liane Wiesner und ihren Mitstreitern von der Bürgerstiftung dann auf, dass der Bonni-und-Bo-Kalender aus Nordrhein-Westfalen doch nicht direkt übernommen werden kann: Die Schulferien und die Feiertage liegen ganz anders als in Niedersachsen.
Und so kam eines zum anderen und am Ende eine Stange Geld heraus, von dem jetzt 380 Fünftklässler aus 16 Klassen an vier Schulen sowie im besten Fall die daran hängenden Familien profitieren sollen. Denn Ziel des Projekts ist es, dass die Kinder zuhause über die Themen sprechen und so das Bewusstsein für den Klimaschutz stärken. Dass dies gelingen kann, ist vor allem der Spende der Kreissparkassen-Stiftung zu verdanken, für die Beate Patolla erklärte: „Das ist tolles Material, ein Projekt mit Power in der Breite und es freut mich, wie alle an einem Strang ziehen“.
Denn die Schulen setzen das 46 Seiten starke Arbeitsheft, das auch kurze Comics und Rätsel enthält, sowie andere Materialien nun im Unterricht ein – und zwar fächerübergreifend. So erzählte GamMa-Schulleiter Dirk Stelling, dass seine Schule Bonni und Bo im Erdkundeunterricht behandeln will, während Kerstin Albes-Bielenberg von der IGS schilderte, dass die einzelnen Aspekte in ganz unterschiedlichen Fächern behandelt werden könnten und sogar in einem Projekttag, der ihr vorschwebt. „Wichtig ist die Verzahnung mit dem Elternhaus“, unterstrich die Schulleiterin.
Darauf setzt auch die Bürgerstiftung, wie Liane Wiesner anmerkte: „Das Projekt kommt nicht mit erhobenem Zeigefinger um die Ecke, sondern gibt gut gemeinte Tipps“. Bürgermeister Ditzfeld, der auch Kuratoriumsmitglied bei der Bürgerstiftung ist, findet es schön, dass der Achimer Klimaführerschein nun startet, denn wegen der Corona-Pandemie waren die Feierlichkeiten zum 15-jährigen Bestehen der Bürgerstiftung in diesem Jahr ausgefallen. Mehr noch: Auch der Wirtschaftsempfang mit vielen Firmenvertretern fiel ja nun flach und dort hätte die Bürgerstiftung nur allzu gerne um finanzielle Unterstützung für das Projekt geworben. Denn auch sie hat erhebliche Einbußen wegen der Corona-Pandemie, etwa wegen des Ausfalls der Büchermärkte. Zuwendungen und helfende Hände seien bei der Bürgerstiftung also jederzeit willkommen, merkten Liane Wiesner und Rainer Ditzfeld an.
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